Zur Architektur des Umbaus……von der Scheune zur Galerie
Modell des Gebäudes
Die Scheune 1918
Kunst-Aktion STROH-(G.A.U.), Edgar Harwardt und Thomas Kutzli, 4. Mai 1997
Foto: Peter Neumann, Ammerbuch
Die 1714 erbaute Scheuer ist Bestandteil des ehemaligen Hirsauer Klosterhofs, der Eigentum der Hirsauer Klosterpflege in Ditzingen war. Die für ihre Entstehungszeit vom Erscheinungsbild her charakteristische Fachwerk-konstruktion mit ablesbarem mittelachsigem Segmentbogentor sitzt auf einem massiven Erdgeschoß. Nach Unterlagen des Stadtarchivs wurden hölzerne Bauteile des Gebäudes nach einem Brand 1813 neu aufgerichtet, auch im massiven Erdgeschoß fanden im 19. Jh. Veränderungen statt, die Scheuer ist in Sachgesamtheit mit dem Wohnhaus Zwerchstraße 25, Kulturdenkmal gemäß §2 DschG aus wissenschaftlichen und heimatgeschichtlichen Gründen
Deutsche Stiftung Denkmalschutz
von Gabriele Dongus-Krämer
Freie Architektin
Die 1814 erbaute Scheune ist ein traufständiger Fachwerkbau mit massivem Sockelmauerwerk und schwerem Krüppelwalmdach. Dieses historische Bauwerk sollte zu einer Galerie und damit zu einem Ort für Ausstellungen zeitgenössischer Kunstwerke und Events verschiedenster kultureller Inhalte ausgebaut werden.
In Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt und der Bauherrschaft, dem Galerieverein Leonberg e.V, entwickelten wir ein architektonisches Konzept, das einerseits den rustikalen Scheunencharakter mit seinen wuchtigen Sandsteinmauern, Segmentbögen, Fachwerkgerippe und sichtbarer Dachkonstruktion erhält, andererseits jedoch neue Einbauten in moderner Architektur vor Augen führt.
Erhaltung der Bausubstanz
Zunächst stand die Sicherung der denkmalgeschützten Bausubstanz im Vordergrund. Folglich mussten sämtliche Außenwände im Erdgeschoss des nicht unterkellerten Gebäudes mühsam mit Fundamenten unterfangen werden. Da dein Maschinen-einsatz in diesem schmal dimensionierten Geschoss nicht möglich war, sind diese Arbeiten konverntionell von Hand ausgeführt worden. Des weiteren wurden Holztragwerke im Dach- und Innenraum gesichert, gesundgeschnitten, teilweise erneuert und durch Stahlelemente statisch verstärkt. Durch einen Pilzbefall stark beschädigt, mussten das sichtbare Fachwerk im Obergeschoss behandelt und sämtliche Gefache aus Feldsssteinen erneuert werden. Ferner wurde das ursprüngliche Dach abgedeckt, mit einer Aufsparrendämmung isoliert und mit den alten Ziegeln wieder neu gedeckt.
Architektonische Neuerungen
Im Anschluss an die Sanierung stand der Einbau moderner Architekturelemente an, die generell der veränderten funktion dienen: Neue Zwischenböden aus Holz wurden eingezogen, um die nutzbare Grundfläche der Scheune zu erweitern. Die bestehenden Lufträume, die ursprünglich dem Heuabwurf dienten, nehmen heute Erschließungselemente, wie filigrane Stahltreppen und einen von Sichtbeton-wänden umfassten Glasaufzug auf. Neu eingezogene Trennwände und alte Fachwerkwände sind mit weißen Vorsatzschalen, hinter denen die Installationen verlaufen, versehen. Einen spannungsvollen Kontrast dazu bilden der in dunkelgrauem Estrich ausgeführte Bodenbelag. Um einen gewollt neutralen Hintergrund für Kunst zu gewährleisten, wurde insgesamt auf ein reduziertes Farbkonzept in Grau, Weiß und Naturholztönen Wert gelegt.
Im Äußeren sind die Öffnungen der ehemaligen Scheunentore in ihrer Größe und Form zwar erhalten, jedoch als rahmenlose Glaselemente transparent gestalet, ebenso definiert sich der dreigeschossige Fluchttreppenturm an der Gebäuderückseite.
Um das Gebäude in technischer Hinsicht auf ein zeitgemäßes Niveau zu bringen, wurde ein Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung installiert, mit dem Ziel, die präsentierten Kunstwerke und Besucher mit gleichbleibender Luftqualität zu versorgen. Auf störende Heizflächen konnte dank einer Fußbodenheizung unter dem estrich verzichtet werden. Aufgabe der Lichtplaner war es, ein Konzept für indirekte Beleuchtung zu entwickeln, das die Ausstellungsräume gleichmäßig ausleuchtet, die direkten Lichtquellen jedoch mittels einer abgehängten Metallgitterdecke kaschiert.
Um die denkmalgeschützten Bauteile gebührend zur Geltung zu bringen, wurden die neuen Elemente wie Beton, Estrich, Stahl und die Holzverschalungen weitgehend unbearbeitet ausgeführt.
Durch die gemeinsame Strategie aller am Bau Beteiligten, der Offenheit der Bauherrschaft für aktuelle Architektur und dank der zahlreichen Sponsoren ist ein Galerieumbau in ästhetisch schlichter, zurückhaltender Gestaltung entstanden.
Rundgang
Der Besucher betritt die Galerie durch den vollverglasten, transparenten Eingangsbereich an der Zwerchstraße, der der historischen Hauptfassade einen dezidiert modernen Akzent verleiht. Im Foyer erreicht er den schlichten, modernen Holztresen, mit der Möglichkeit, sih gezielt zu informieren. Rechter Hand wird er entlang der durch ehemalige Futterluken geöffneten Natursteinwand in ein Kunstkabinett mit temporären Ausstellungen geleitet. Links des Tresens befindet sich der behindertengerecht, offen in den Luftraum ragende Erschließungskern, mit freienm Durchblick zum Skulpturenhof und Durchgang zu einem kleinen, großzügig belichteten Galeriecafé.
Foto: Vilja Staudt, 2005
Der partiell verglaste Aufzug bringt den Besucher in die zweite Ausstellungsebene im ersten Obergeschoss. Ein bis zum Scheunendach geöffneter Luftraum ist für die Platzierung großformatiger Objekte gedacht. Dieses über den Galsturm indirekt belichtete Geschoss ist bewusst von Trennwänden freigehalten, um dem Besucher im räumlich durchlössigen, 160 qm großen Hauptausstellungsraum, eine sukzessive Wahrnehmung der Kunstwerke zu bieten.
Im zurückgesetzten zweiten Oergeschoss befinden sich ein Büro und ein Besprechungsbereich mit Blick in den unteren Ausstellungsraum, während das Dachgeschoss die gesamte Technik und weitere Nebenräume aufnimmt.