Ottmar Hörl – ALL IN – Skulptur
 

Ottmar Hörl

Die Stadt Leonberg. zeigt anlässlich der Installation Der Leonberger auf dem Marktplatz im Galerieverein Leonberg eine begleitende Einzelausstellung mit zwei neuen Werkreihen des deutschen Konzeptkünstlers Ottmar Hörl, die den Blick auf Fragestellungen zu Kunst im Kontext ihrer gesellschaftlichen Funktion sowie zu Kunst und Skulptur per se richtet.

Kultur für alle – Skulptur für alle!?

Die Werkreihe  ALL IN besteht aus knapp 100 Skulpturen in Form von Textarbeiten. Sie bildet eine Referenz zum Ideenkomplex einer „Kultur für alle“. Hörl entschied sich schon früh als Künstler „nicht nur für eine Elite, sondern für die gesamte Gesellschaft zu arbeiten“. Seither entwickelt und realisiert er bis heute künstlerische Kommunikationsmodelle für den öffentlichen Raum. Und bis heute hat Hörl die Demokratisierung von Skulptur jenseits der Museumsräume entsprechend vorangebracht und unzählige Menschen mit Kunst in Berührung und zum Nachdenken gebracht. Alle Arbeiten Hörls zeugen aber auch von einem künstlerischen Konzept, das laut Karlheinz Schmid „aus den Wurzeln sämtlicher Versuche kommt, Kunst zu definieren.“

Skulptur für Visionäre, Philosophen, Hausfrauen, Spione, Gauner und Psychopathen

Im Galerieverein Leonberg e. V. zeigt Ottmar Hörl erstmals eine Auswahl von etwa 100 Textarbeiten,  schwarzen Sperrholzschildern im Format von jeweils 25 x 20 cm mit drei Worten als Dreizeiler mittig positioniert: SKULPTUR FÜR ATHEISTEN,  SKULPTUR FÜR OPPORTUNISTEN oder SKULPTUR FÜR EUROPÄER – ist in weißer Schrift auf Schwarz gedruckt. Die Arbeiten sind auf den Wänden in lockerer offener Hängung Dahinter steht im Grunde die philosophische Frage: Wer ist eigentlich „alle“? Und: Welche Ordnungskriterien stehen zur Kategorisierung von Gruppen einer Gesellschaft zur Verfügung? Sind es Herkunft, Tätigkeiten, Persönlichkeitsstruktur (Eigenschaften)? Das Prinzip wird deutlich. Der Versuch dieser Art Bestandsaufnahme, trägt Momente der Irritation, des Absurden und Ironischen in sich und zeigt, „daß die Kraft der Poesie keineswegs unvereinbar mit dem Hang zur Radikalität ist.“ Weit entfernt davon klassische Bildhauerei zu praktizieren, schließt Hörl die Vorstellungskraft des Betrachters mit ein und entwickelt damit seine bisherigen Skulpturenideen von Werken wie Strukturformeln für Farben (2000), Wandzeichnung (2000), oder Alexander von Humboldt: Naturgemälde (2008) in eine neue Dimension.

„Durch die sprachliche Beschreibung wird unmittelbar eine Idee von Skulptur entworfen. Der Betrachter liest Skulptur für und stellt sich diese in seinen ganz eigenen Bildern vor. Es entsteht ein Spannungsverhältnis zwischen Sprache und Vorstellung. Somit ist die Arbeit auch eine symbolische Darstellung dessen wie in uns Bilder entstehen.“ (Ottmar Hörl)

Zu Höherem berufen

Die ebenfalls für die Ausstellung im Galerieverein Leonberg neu geschaffene Werkserie mit dem Titel                           Zu Höherem berufen (2019) bezieht sich auf die Auseinandersetzung mit den Grundfragen von Skulptur und Material. So kommt hier ein Material zum Einsatz, das vor allem in der Architektur beispielsweise der Konstruktion von Dächern verwendet wird, im Alltag jedoch kaum Beachtung findet:  Die Dachlatte. Ottmar Hörl hat Stücke bis auf eine Länge von jeweils ca. 25 oder 35 cm geschnitten, mit Acryl schwarz  gestrichen und in verschiedenen Neigungen einzeln oder zusammengeschraubt auf Sockeln installiert. In der Reihung entfalten diese Skulpturen ihr gesamtes visuelles Potential. „Ich versuche, die natürlichen Talente eines Materials zu erfassen, es so zu positionieren, dass es über den Gegenstand hinaus eine andere Darstellung entwickelt.“ (Ottmar Hörl)

Aktuelle Ausstellungen und Projekte

Etwa zeitgleich sind weitere institutionelle Ausstellungen von Ottmar Hörl wie „Fremde Wesen“ im Kunstverein Kirchzarten; „Portfolio – Wild Thought“ in der Biblioteca Nazionale Marciana parallel zur 58. Esposizione Internationale d´Arte, La Biennale di Venezia in Italien und die Installation „JEDER GEGEN JEDEN“ (ab 25. Juli 2019) in der Kunsthalle Schweinfurt sowie die Installation „Lunch Break“ in Kooperation mit KHBT anlässlich des London Festival of Architecture zu sehen.

Ottmar Hörl (*1950) lebt und arbeitet in Frankfurt am Main und Wertheim. 1985 gründete er mit den Architekten Gabriela Seifert und Götz Stöckmann die interdisziplinäre Gruppe Formalhaut. Bis 2018 lehrte er als Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg und leitete die Institution bis 2017 als Präsident. Bekannt wurde er vor allem durch radikale, konsequente, innovative Werke sowie durch Großprojekte mit seriellen Skulpturen im öffentlichen Raum. Hörls Werk wurde mit Preisen wie dem art multiple-Preis, dem Wilhelm-Loth-Preis oder dem intermedium-Preis ausgezeichnet. So würdigte der hessische Kulturminister Boris Rhein beispielsweise 2015 Hörls Leistung auf dem Feld der Demokratisierung von Skulptur anlässlich der Verleihung des CREO-Preises durch die Deutsche Gesellschaft für Kreativität e.V. (Mainz) an der Goethe Universität in Frankfurt am Main. Hörls Arbeiten sind in bedeutenden öffentlichen Sammlungen vertreten wie dem Museum für Moderne Kunst in Frankfurt a.M., der Albertina Wien in Österreich, dem Daegu Art Museum in Südkorea oder dem San Francisco Museum of Modern Art in den USA.

Weitere Informationen sowie eine ausführliche Biografie von Ottmar Hörl finden Sie im Internet unter www.ottmar-hoerl.de

Die Ausstellung im Galerieverein Leonberg, Zwerchstraße 27 ist bis 4. August Dienstag bis Donnerstag, Samstag und Sonntag jeweils von 14 bis 18 Uhr sowie zusätzlich am Montag, 24. Juni von 14 bis 18 Uhr zu sehen. Öffentliche Führungen finden an den Sonntagen, 14. Juli und 4. August jeweils um 16 Uhr statt. Der Eintritt ist frei. Gruppenführungen und Führungen für Schulklassen sind nach Voranmeldung auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich. Kontakt: Kulturamt, Tel. 07152-990-1400

Ausstellung vom 23. Juni bis 4. August 2019

Die Ausstellung ist zusätzlich am Montag, 24.6. von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

Eröffnung am Sonntag, 23. Juni, 11:15 Uhr
20. – 25. Juni 2019 Der Leonberger, Skulpturen-Installation, Marktplatz

 

 

Sonntag Dezember 12 2021
16:00

Ausstellung der Stadt Leonberg

Ottmar Hörl